Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen steht durch eine immer rasantere technologische und wirtschaftliche Entwicklung und den damit einhergehenden Folgen, auch und gerade für die familiären Systeme, in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess. Häufig müssen beide Elternteile arbeiten, um die ökonomischen Grundlagen der Familie zu sichern. Die Zahl der Alleinerziehenden, zumeist Mütter, wächst. Hohe Trennungs- und Scheidungsraten, Patchwork-Familien, das Fehlen von verlässlichen, männlichen Rollenvorbildern für Jungen und Mädchen sind heutzutage Eckpfeiler kindlicher und jugendlicher Erlebniswelt. Die Familie als Ort der primären Sozialisation kann dadurch viele ihrer Aufgaben nicht mehr wirksam erfüllen.
Eltern, Lehrer, Pädagogen sowie Fachkräfte der Jugendhilfe, Polizei und Justiz stehen einer scheinbar immer größeren Anzahl von Kindern und Jugendlichen gegenüber, die durch massiv abweichendes, aggressives Verhalten alle Beteiligten herausfordern. Ordnungs- und Erziehungsmaßnahmen allein reichen bei diesen Kindern und Jugendlichen häufig nicht mehr aus, um prosoziales Verhalten und alternative Konfliktlösungsstrategien zu fördern. Denn damit bleibt die Erwachsenenwelt eine Antwort auf deren fehlende Empathiefähigkeit und den damit verbundenen Rechtfertigungsstrategien schuldig.